ClubCars – Folge 13
von Heinz Heuerz
Darf’s ein bisschen mehr sein?
Ein bisschen mehr von allem: Drehmoment, Bulligkeit, Nostalgie, Seltenheit, Mythos und Spezialisierung. Dafür steht Christian Esser und seine außergewöhnliche Sammlung an alten Traktoren und Landbaumaschinen.
Dabei ging die „Motorisierungs-Infektion“ bei Christian anfangs in eine ganz andere Richtung, denn er entdeckte zunächst den Slalomsport und die Rundstrecke als bevorzugtes Betätigungsfeld. Mit einem Audi 50 und später mit einem Opel Kadett GTE war der über viele Jahre dort unterwegs. Dann forderte sein landwirtschaftlicher Betrieb seine volle Aufmerksamkeit und mit der Rennerei war es erstmal vorbei.
Christians unglaubliches Geschick und Talent für die Mechanik von Motoren, Maschinen aller Art und alles was sich bewegt, wurde schon sehr früh deutlich, denn der gelernte Landwirt bereitete seine Rennfahrzeuge komplett selber vor und so ging es auch beim heimischen Fuhrpark weiter. Alles was im Hauses Esser zum „beweglichen Gut“ gehört, wird von Christian gewartet und repariert. Und das begeistert den heute 73jährigen immer noch.
Nach seiner motorsportlichen Sturm- und Drangphase und der anschließenden beruflich bedingten Zwangspause, weckte vor rund 12 Jahren ein Lanz Bulldog Traktor sein Interesse, weil er auf so einem Eisenklotz das Traktorfahren gelernt hatte. Wenn du dich so einem Monstrum näherst, betrittst du ein anderes, fremdes Universum. Vergiss alles, was du über Leichtbau gehört hast, Kunststoff gilt als Teufelszeug. Was zählt ist: Stahl, Robustheit, Langlebigkeit, Alltagstauglichkeit und Standfestigkeit auf dem Acker.
In Christians Fall reden wir von einem Lanz Bulldog Typ 2016 mit Verdeck aus dem Baujahr 1957. Dieses Modell ist übrigens die letzte original Bulldog-Modellreihe, den die deutsche Kultmarke Lanz aus Mannheim unter kompletter Eigenregie herstellte. Ein paar Eckdaten: Dieselmotor, 2 Takter mit rund 20 PS Leistung aus 2,3 Liter Hubraum. Enddrehzahl: etwa 1050 Umdrehungen/Minute, Top-Speed ca. 20 km/h. Natürlich hat Christian seinen „Premieren-Bulldog“ erstmal in allen Belangen auf Vordermann gebracht. Natürlich alles selber gemacht, versteht sich. Christians Bulldog ist noch in klassischem Lanz-Blau lackiert, das sollte sich wie vieles andere auch im Folgejahr 1958 ändern, denn die amerikanische Traktormarke John Deere stieg in das deutsche Traditionsunternehmen ein. Diese Geschichte und die Auswirkungen auf Christian Essers Sammelleidenschaft wird Thema der nächsten „Club Cars-Ausgabe“.
Christian Esser und sein Lanz Bulldog
Arbeitsplatz Basic: Schnickschnack Fehlanzeige